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Wir können alles. Auch Barrierefreiheit?

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Das Landesportal Baden-Württemberg präsentiert sich in einem neuen Gewand. Nachdem in Baden-Württemberg am 27. Juli 2004 ein Gesetzentwurf des Landes-Behindertengleichstellungsgesetzes beschlossen wurde, darf man nun gespannt sein, ob der Internetauftritt den Anforderungen der Priorität 1 (BITV) entspricht.

Mit der Gewinner-Agentur des DMMA hat man sich in jedem Fall einen Dienstleister ausgesucht, der in der Lage ist, barrierefreie Portale dieser Größenordnung zu entwickeln. Schauen wir also genauer hin.

Erster Eindruck 

Die Seite lädt recht lange. Woran das liegt, können wir nicht einwandfrei beurteilen - hier mag das zugrundeliegende Content Management System eine Rolle spielen, vielleicht aber auch die Server-Architektur. Ladezeiten von mehr als 90 Sekunden bei DSL-Geschwindigkeit sind leider absolut indiskutabel - unabhängig von Barrierefreiheit. Ist die Seite erst einmal geladen, wird man in grafischen Browsern von einem elastischen CSS-Layout begrüßt. Sprich: bei Vergrößerung wächst das gesamte Layout mit. Leider wachsen die Bilder nicht mit, so dass ein großer Vorteil dieser Layout-Variante gar nicht zum Tragen kommt. Schade. Zudem wird die Seite auf kleinen Monitoren beim Vergrößern schnell unleserlich. Dann bleibt nur noch der Wechsel zur Print-Version, die als alternative Anzeigemöglichkeit angeboten wird.

Spagat: Corporate Design und Barrierefreies Webdesign 

Deutschlands beliebteste und effizienteste Länderwerbung zieht sich stilistisch durch alle Medien. Das Motto "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." wird durch ein gestalterisches Konzept gestützt, dass sich ebenfalls stringent durch alle Medien deklinieren läßt. Ziel ist es, die Vielseitigkeit von Baden-Württemberg zu kommunizieren und gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal zu definieren. Und nun muss man in Baden-Württemberg auch noch Barrierefreiheit mit unter diesen Hut bekommen. Das funktioniert leider nicht immer. Schlappe Farbkontraste, egal wohin das Auge blickt. Zu kleine und wenig selbst erklärende Icons. Winzige Schrift, die in manchen Viewports (zum Beispiel Browser) und je nach Betriebssystem noch etwas kleiner erscheint. Das mag im Print-Bereich gut funktionieren, im Internet sollte man dann aber eine Schriftvergrößerung als Option anbieten - nicht jeder nutzt Opera oder Firefox.

Technisch brilliant gelöst, aber mit wenig Wiedererkennungswert, ist die Kopfzeilen-Grafik, die ständig wechselnde Bilder von Sehenswürdigkeiten in Baden-Württemberg präsentiert. Alternativtexte für diese Bilder werden als title-Attribut des Block-Level-Elements definiert und stehen somit auch für so manchen Screenreader zur Verfügung.

Wo wir gerade bei Technik sind: den Test in den gängigen Validatoren übersteht die Seite leider nicht in jeder Hinsicht. Vor allem im HTML-Bereich fällt auf, dass zum Teil noch PHP-Code ausgegeben wird, viel schlimmer wiegt jedoch, dass Umlaute und andere Sonderzeichen vom CMS bei der Ausgabe nicht umgewandelt werden. An einigen Stellen findet sich redundanter Code, die Leerstellen im HTML-Quelltext blähen diesen zudem unnötig auf.

Benutzbarkeit 

Das Gesamtkonzept der Seite führt nicht dazu, dass diese leichter benutzbar wird. Das fällt vor allem dann auf, wenn man auf die Seite mit einem textbasierten Browser zugreift oder aber trotz zahlreicher Navigationshilfen einmal die Übersicht verliert. Natürlich gehören hierzu auch Aspekte, wie das Kenntlichmachen von besuchten oder aktiven Links oder die nicht ganz konsistente Verwendung von Icons in der Seite. Das Farb-Leitsystem für die Hauptbereiche geht in diesem Zusammenhang auch nicht auf, da zu ähnliche Farben gewählt wurden. Glücklicherweise kann man sich zur Not anhand des Ariadne-Pfades zurückhangeln und von vorne starten.

Hinsichtlich der Sprachauszeichnung oder aber der Kennzeichnung und Erklärung von Abkürzungen und Akronymen ist in Baden-Württemberg noch fast nichts passiert. Mit einem Augenzwinkern könnte man sagen, dass man In Baden-Württemberg fast alles kann - außer Hochdeutsch. Doch ganz so einfach ist es leider nicht: RSS Newsfeed, Newsletter und andere Begriffe fallen somit durch das Barrierefreiheits-Raster.

Fazit 

Die Zeichen der Zeit hat man in Baden-Württemberg erkannt und die ersten Weichen für eine barrierefreie Internet-Zukunft bereits gestellt. Dabei wurde auf die Einhaltung des Landes-Styleguides wohl etwas zuviel Augenmerk gelegt, denn die Lesbarkeit der Seite leidet stark unter den schwachen Kontrasten. Insgesamt hangelt sich die Seite an den Anforderungen der BITV entlang und kann diesbezüglich auch überzeugen. In der Praxis (Benutzung der Seite durch verschiedene User) sieht das zuweilen etwas anders aus: fehlende title-Attribute bei Links, wenig aussagekräftige Alternativtexte und vor allem die ausufernden Ladezeiten fallen hier ins Gewicht. In Teilbereichen taugt das Landesportal sogar zum Best Practice Beispiel - im Gesamteindruck reicht es hierfür leider noch nicht.

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