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Barrierefreies Webdesign

Barrierefreiheit beginnt bei der Planung. Gute barrierefreie Lösungen sind nicht einfach durch ein Plugin angeflanscht oder nachträglich wie ein Treppenlift ergänzt. Digitale Barrierefreiheit ist maßgeblicher Bestandteil eines Gesamtkonzeptes. Barrierefreies Webdesign beginnt demzufolge im Kopf. Leider ist der Begriff barrierefreies Webdesign etwas irreführend. Zwar wird im Zusammenhang mit digitaler Barrierefreiheit häufig von barrierefreiem Webdesign gesprochen, aber das Design, sprich die Gestaltung dessen, was wir als Benutzeroberfläche bezeichnen, umfasst nur einen kleinen Teil der Materie.

Maximale Barrierefreiheit

Illustration zum Thema Barrierefreies Webdesign mit Wordpress, Contao und Typo3. BITV.

Um dem Maximalziel Barrierefreiheit so nahe wie möglich zu kommen, müssen die Auswahl des richtigen Content-Management-Systems, das Interaktions-Konzept und die Navigationsstruktur, das Design und die Programmierung sowie die Inhalte perfekt aufeinander abgestimmt sein. Das barrierefreie Webdesign ist in diesem Gesamtpaket nur der sichtbare Teil – das meiste passiert aber unter der Haube im Quellcode. Abgesehen davon vermittelt der Begriff barrierefreies Webdesign den Eindruck, Webseiten und webbasierte Anwendungen würden nur für visuelle Ausgabemedien (zur Darstellung in grafischen Browsern) gemacht. Dem ist aber nicht so. Zwar ist ein Screen (Monitor, TV, Display etc.) das wichtigste visuelle Ausgabemedium, und es gibt eine Vielzahl von Programmen (Browsern), mit denen sich Webseiten grafisch oder teilgrafisch (zum Beispiel ohne Bilder) anzeigen lassen, aber es geht auch anders. Neben Nur-Text-Browsern können zum Beispiel auch Sprachausgabe oder eine Braille-Tastatur verwendet werden. Das funktioniert aber nur mit universell zugänglichen Inhalten. Barrierefreies Design alleine führt nicht zwangsläufig zu einem barrierefreien Angebot. Leider ist diese Vorstellung aber recht verbreitet. Vor einiger Zeit haben wir bei einer Ausschreibung für einen Relaunch, für den Barrierefreiheit nach BITV gefordert war, die Rückfrage gestellt, ob die Redaktion denn selbst auch in Bezug auf Barrierefreiheit geschult werden würden. Die lapidare Antwort lautete: „Das ist nicht geplant. Dafür steht kein Budget bereit.“ Da hilft dann auch barrierefreies Webdesign nicht viel. Das Ergebnis sind dann Videos ohne Untertitel, nicht barrierefreie PDF-Dokumente und viele Probleme mehr.

BITV – Digitale Barrierefreiheit

Behindertengleichstellungsgesetz (BGG)

Schon seit 2002 ist in Deuschland das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) in Kraft. Dadurch wird das im Grundgesetz Artikels 3 Absatz 3 verankerte Recht, dass Niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf, konkretisiert und auch für Barrierefreies Webdesign bzw. digitale Barrierefreiheit allgemein geregelt. Barrierefreiheit wird in § 4 BGG wir folgt definiert

Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.

Um die Anforderungen der Europäischen Richtlinie 2102 zu berücksichtigen, wurde das BGG im Jahr 2018 entsprechend angepasst. Siehe auch Gesetz und Verordnung – deutsche und internationale Richtlinien.

Grundregeln für Barrierefreies Webdesign

Barrierefreiheit und deren technische Umsetzung in einem Satz auszudrücken ist nahezu unmöglich, aber zum Verständnis hilfreich ist sicherlich das Grundkonzept der Barrierefreiheit, das so genannte Mehr-Sinne-Prinzip. Denken Sie zum Beispiel an Bilder ohne Alternativtexte oder Videos ohne Untertitel. Beim Mehr-Sinne-Prinzip wird immer mehr als ein Sinn berücksichtigt. Man muss also nicht sehen können, um Inhalte wahrnehmen und bedienen zu können. Oder man muss nicht hören können, um ein Erklärvideo zu verstehen. Hält man sich  an einige einfache Regeln, dann ist es in der Theorie gar nicht so schwer bis zur barrierefreien Seite. In der Praxis allerdings leider eben doch, weil man sich vor allem mit den offiziellen Richtlinien der EN 301549 und der BITV sehr gut auskennen muss. Vor allem die Trennung von Inhalt und Design, Kontraste, Tastaturbedienbarkeit, Maschinenlesbarkeit, Semantik, Skalierbarkeit und Eingabegerätunabhängigkeit sind Grundvoraussetzungen für Barrierefreies Webdesign. Dazu gehören auch die Vermeidung grafischer Texte, Fehlervermeidung und Hilfe bei Fehlern in Formularen sowie die Unterstützung von Spracheingabe und Sprachsteuerung oder auch ARIA-Anreicherung für komplexe, interaktive Widgets.

Barrierefreies Webdesign und Standards

Barrierefreies Webdesign und Webstandards bzw. valides HTML und CSS werden oft in einem Atemzug erwähnt. So wichtig Webstandards für eine breite Browser- und Systemunterstützung sind, für das Thema Barrierefreiheit spielen Webstandards eine untergeordnete Rolle – zumindest nach den offiziellen Richtlinien. Natürlich schadet es trotzdem nicht, sich an Webstandards zu halten, aber relevant für die WCAG Richtlinie 4.1.1 sind nur wenige Aspekte – aber die muss man kennen.

Barrierefrei und schön

Das Thema Barrierefreiheit im Internet hat vor allem seit Inkrafttreten der EU-Richlinie 2102 ordentlich Fahrt aufgenommen. Trotzdem kämpft das Thema Digitale Barrierefreiheit noch immer mit Vorurteilen, Halbwahrheiten und Missverständnissen. Vor allem bei Designerinnen und Designern herrscht noch immer die Sorge, dass Barrierefreiheit der Kreativität im Weg steht. Die Frage ist dabei, wie man Kreativität definiert. Stehen Designkonzepte, die eine hohe Gebrauchstauglichkeit, einfache Lösungen und eine diversifizierte Nutzerschaft berücksichtigen, der Kreativität im Wege? Stehen KISS-Prinzip (Keep It Simple and Stupid), Usability-Regeln (Don´t make me think), visuelle Hilfen (Form follows function) oder ganzheitliche Ansätze (Universal Design) mit Kreativität im Widerspruch? Sicherlich nicht. Diese Konzepte, bilden den verlässlichen Rahmen, um Kreativität und maximale Gebrauchstauglichkeit miteinander in Einklang zu bringen. Usability-Ansätze, wie die in der DIN EN ISO 9241 formulierten Leitkriterien für Gebrauchstauglichkeit (Effektivität zur Lösung einer Aufgabe, Selbstbeschreibungsfähigkeit, Erwartungskonformität, Individualisierbarkeit, Fehlertoleranz, etc.) zielen ebenso in diese Richtung, wie die vier Prinzipien der WCAG. Die von den WCAG auf einem Bierdeckel formulierten Grundanforderungen an Barrierefreiheit „Wahrnehmbarkeit, Verständlichkeit, Bedienbarkeit und Robustheit“ sind die Grundlage für barrierefreie Kommunikation im Sinne eines universellen Designs. Das gilt auf technischer Ebene genauso wie auf gestalterischer und inhaltlicher. Und Einschränkungen in Bezug auf Kreativität gibt es unter diesem Aspekt nicht, wenn man die Anforderungen an Kontraste mal außen vor lässt.

Barrierefreies Webdesign bedeutet nicht, dass eine Seite grau in grau mit Times New Roman als einziger Schriftart daherkommt. Der Produktionsprozess für Barrierefreies Webdesign stellt höchste Anforderungen an Designer und Designerinnen. Barrierefreiheit fordert großes technisches Fachwissen und die Bereitschaft zur Reduktion auf das Wesentliche. Gutes Design entsteht dann, wenn sich ein Designer von seiner gewohnten Arbeitsweise entfernt und neue Wege beschreitet. In Zukunft wird Barrierefreies Webdesign der besonderen Art nur dann entstehen, wenn der Dialog zwischen Designern, Codern, Programmierer und Content-Managern (Redaktion) gesucht und gefunden wird. Es gibt viele gute Beispiele für barrierefreies Webdesign.

Auf Digitale Barrierefreiheit spezialisierte Agentur

Keine Agentur in Nordrheinwestfalen wurde bisher mit mehr BIENE-Awards ausgezeichnet als anatom5. Nicht nur wenn Sie die BITV erfüllen müssen, brauchen Sie einen Partner, dem Sie vertrauen können. Die Leistungen der Agentur anatom5 im Bereich Barrierefreies Webdesign sind im Einzelnen:

  • Konzeption von Portalen, Websites und Webanwendungen
  • Entwicklung sogenannter Browser-Apps
  • Einsatz von Typo3, Contao oder WordPress
  • Leichte Sprache und Gebärdensprachvideos
  • BITV-Test, Gutachten und Zertifizierung
  • Barrierefreie PDF nach BITV

Barrierefreies Webdesign