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Zielgruppen für Barrierefreies Internet

"Einfach für Alle" lautet das Motto

Junge Mutter sitzt zusammen mit einem Teenager mit Down-Syndrom am Computer

Barrierefreies Internet ist für alle Menschen gedacht. Auf diese einfache Formel lässt sich Barrierefreiheit im Internet reduzieren. Das Internet bietet eine enorme Vielfalt an Informationen und ist gleichsam Wissensspeicher und Fundgrube in einem. Vorausgesetzt, dass alle Informationen für jedermann zugänglich sind, also barrierefrei.

Doch was genau bedeutet das, wenn Internetseiten für alle zugänglich sind? Sind sie das nicht ohnehin? Die Antwort ist: nein. Fehlende Alternativtexte, falsch strukturierte Datentabellen, nicht mit Tastatur bedienbare Widgets, fehlerhafter Quellcode und Frames sind nur die Spitze des Eisbergs, warum Internetseiten nicht für alle zugänglich sind. Fehlende Semantik, Formulare ohne Labels und mit mangelhaften Fehlermeldungen, Funktionserweiterungen und externe Dienste sowie Technologien die Zusatzsoftware benötigen machen ebenso große Probleme. Und das sind nur ein paar Beispiele.

Zielgruppe 60plus

Demographische Veränderung

Die interessanteste Nutzergruppe ist die Generation 60plus, auch Silversurfer genannt. Diese Zielgruppe ist aufgrund der Alterspyramide bereits heute eine stark repräsentierte Nutzergruppe in der Bevölkerung. Etwa 28% aller Deutschen gehören laut dem Statistischen Bundesamt Ende 2019 einer Altersschicht zwischen 60 und mehr Jahren an. Angesichts dieser sich deutlich abzeichnenden Entwicklung in ganz Europa, wird die Zahl der Angebote im Internet für ältere Menschen zwangsläufig stark zunehmen. Das Internet wird laut Alternsforscher Doch gerade für betagte Menschen immer wichtiger. Zum einen trägt die Möglichkeit zum Online-Einkauf zur Erhaltung der Selbstständigkeit im eigenen Haushalt bei, zum anderen ist das Internet ein kostengünstiges Informationsmedium und bietet die Möglichkeit, trotz körperlicher Einschränkungen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Senioren und altersbedingte Behinderungen

Ein alter Mann sitzt an seien Laptop

Laut Statistischem Bundesamt lag die Schwerbehindertenquote bei der Zielgruppe Ü64 Ende 2019 bei über 25 Prozent. Um die Zielgruppe der Senioren also zu erreichen, müssen Sie einiges berücksichtigen. Denn unabhängig von Schwerbehinderungen lassen im Alter oftmals die Reaktionsfähigkeit, das Sehvermögen und motorische Fähigkeiten nach. Zudem haben ältere Menschen größere Schwierigkeiten, Details zu unterscheiden. Auch die Farbempfindlichkeit und Farbunterscheidungskraft lassen im Alter deutlich nach. Im Alter trübt die Augenlinse und wird gelblich, dadurch wird mehr violettes Licht herausgefiltert. Die Folge: Farbtöne wie Grün, Blau oder Violett können nicht mehr so gut voneinander unterschieden werden. Aber auch geringe Kontraste machen Senioren zu schaffen – je geringer die Helligkeit, desto geringer die Sehschärfe. Deshalb brauchen ältere Menschen mehr Licht! Zusätzlich sinkt die Wahrnehmungsflexibilität bei älteren Menschen. Ungefähr ab dem 45. Lebensjahr nehmen die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung sowie das Reaktionsvermögen ab.

Und als sei das alles noch nicht genug, ist es für Ältere schwerer, wichtige und unwichtige Informationen auseinander zu halten. Das beeinflusst sowohl die Menge, als auch die Strukturierung und Präsentation von Inhalten auf einer Webseite. Websites für Senioren zu gestalten, bedeutet eben mehr, als nur große Schrift zu verwenden! Barrierefreies Internet übernimmt deshalb auch für die Teilhabe von älteren Menschen eine Schlüsselfunktion, denn ältere Internetnutzer haben aufgrund der oben genannten Probleme häufig besondere Anforderungen an Soft- und Hardware. So gehen ältere Menschen oftmals mit geringen Bildschirmauflösungen und veränderten Kontrasteinstellungen ins Internet. Gleiches gilt natürlich für die Smartphone- oder Tabletnutzung. iOS- und Android-Geräte bieten von Haus aus schon viele Einstellmöglichkeiten in ihren Bedienhilfen an. Darunter, Schriftvergrößerung, höhere Kontraste und dergleichen mehr. Digitale Barrierefreiheit bedeutet eben auch, dass Nutzerinnen und Nutzer Ihre eigenen Browser- und Betriebssystemeinstellungen verwenden können.

Behinderte Menschen

750 Millionen Menschen mit Behinderung weltweit

Eine Umfrage des BMWI hat gezeigt, dass behinderte Menschen überproportional über einen Internetzugang verfügen und das Internet sehr intensiv nutzen. Das hat einen einfachen Grund: Für behinderte Menschen, egal ob blind, seh-, hör-, oder körperbehindert, ist das Internet ein wichtige, manchmal auch die einzige Möglichkeit, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten und Besorgungen zu erledigen. Allein 80% der Behinderten in Deutschland nutzen das Internet. Davon beklagen sich allerdings 55% über Barrieren, die sie von einer vernünftigen Nutzung des Internets abhalten. Es gibt also gute Gründe, sich diese Zielgruppe genau anzuschauen, und bei der zukünftigen Planung von Internetauftritten zu berücksichtigen. So, wie es große, und zum Teil international agierende, Unternehmen wie Pfizer bereits erfolgreich vorgemacht haben.

7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen

Ein Ingenieur passt ein komplexe, sensorgesteuerte Armprothese an

Laut Statistisches Bundesamt sind gut die Hälfte der schwerbehinderten Menschen in Deutschland 65 Jahre und älter, und knapp ein Viertel gehört zur Altersgruppe zwischen 55 und 65 Jahren. 2019 wurden insgesamt 7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland statistisch erfasst. Bei konstanter Entwicklung werden die Zahlen auch zukünftig, aufgrund der demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft und der Korrelation von Alter und Behinderung, weiter steigen.

Da Menschen mit leichter bis mittlerer Behinderung in diesen Zahlen gar nicht enthalten sind, liegt die tatsächliche Zahl von Menschen mit einer Behinderung deutlich höher. Der Verein für Behinderte in Gesellschaft und Beruf in Deutschland schätzt, dass sogar jeder fünfte deutsche Internetnutzer aufgrund von einer körperlichen Einschränkung Schwierigkeiten mit der Nutzung des Internets hat. Und im internationalen Vergleich sieht es nicht anders aus. Laut European Disability Forum leben in Europa etwa 50 Millionen Menschen mit einer Behinderung und machen 10 Prozent der Bevölkerung aus, und in Amerika sind es sogar über 55 Millionen Menschen. Weltweit geht die World Health Organisation (WHO) von über 750 Millionen Menschen mit Behinderung aus. Die größte Gruppe behinderter Menschen bilden dabei blinde und sehbehinderte sowie schwerhörige und gehörlose Menschen.

Menschen mit Migrationshintergrund

Das Internet ist das Tor zur Welt

Ein dunkelhäutiger Mann mit Brille liegt im Bett und arbeitet am Laptop. Auf ihm klettert sein Kind herum

Das gilt insbesondere für die wachsende Zahl der in Deutschland lebenden Migranten. In Deutschland leben mittlerweile fast 16 Millionen Menschen mit einer Zuwanderungsbiografie.

Die ARD/ZDF-Medienkommission hat 2011 eine bundesweit repräsentative Umfrage zur Mediennutzung von Menschen mit Migrationshintergrund durchgeführt. Das Ergebnis der Studie "Migranten und Medien 2011" hat gezeigt, dass auch bei Migranten deutschsprachige Angebote im Internet dominieren. Heimatsprachige Angebote werden laut der Untersuchung von Menschen mit einer Zuwanderungsbiografie kaum genutzt.

Die LabOne GmbH hat ebenfalls eine Untersuchung durchgeführt und Türken in Deutschland zu ihrer Internetnutzung befragt: Die Mehrheit der befragten Surfer (71,2 Prozent) nutzt das Internet hauptsächlich, um ihren Informationsdurst zu stillen, für Spiele und Social Media.

Vier Millionen Menschen ohne gute Deutschkenntnisse

Laut ARD/ZDF-Medienkommission verfügt ein knappes Viertel aller Migranten nicht über zufriedenstellende Deutschkenntnisse - das sind etwa vier Millionen Menschen. Für diese Menschen bietet das deutschsprachige Internet schon genug Barrieren sprachlicher Natur. Gerade deshalb profitieren Migranten von barrierefreier Informationstechnik, wenn man Ihnen nicht noch weitere Barrieren in den Weg stellt.