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Zeichen der Zeit: Barrierefreier Relaunch beim NDR

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Der Frühling bringt die Relaunches: dieses Mal ist es der NDR, der seine Seiten neu gestalten ließ. Barrierefrei, wenn man einem aktuellen Artikel der W&V glauben darf. Und mehr noch.

Das bestehende Corporate Design wurde trotz erherblicher technischer Umstellungen nicht geändert. Die Anpassung, die unter anderem variable Schriftgrößen umfasst, soll vor allem älteren und sehbehinderten Usern zugute kommen. 

Klingt gut, aber wie sieht es in der Praxis aus?

Erster Eindruck 

Ein dreispaltiges Layout, das über die gesamte Breite des sichtbaren Bildes mitgeht zeugt davon, dass man sich Gedanken gemacht hat und das gewohnte Look & Feel der Seite nicht verändern wollte. Vergrößerbare Schriften runden das skalierbare Bild ab, denn eine Text-Vergrößerung von 200% macht das Layout auf unseren Testsystemen problemlos mit. Einzig und alleine die nicht skalierbare Navigation des Haupt- und Untermenüs hinterlassen einen schalen Beigeschmack, zumal es sich ausnahmslos um reine Text-Navigation handelt, die aber als grafische Variante mit JavaScript-Rollover-Effekten umgesetzt wurde. Wollte oder konnte man hier nicht noch den letzten Schritt gehen?

Wie im Fall der Bundesbank ist auch hier nicht auf validen Code geachtet worden. Zwar kommt das Stylesheet beim Test im W3C-Validator gut weg, aber der HTML-Quellcode trübt den guten Eindruck sogleich wieder. Und um die oft gescholtenen Redakteure in Schutz zu nehmen: die waren es diesmal nicht, denn der Seite fehlen wichtige Meta-Informationen zum benutzten Zeichensatz.

Noch mehr Eindrücke 

A propos Meta-Informationen: zu denen kann man direkt springen, wenn man einen textbasierten Browser wie Lynx nutzt. Oder noch richtiger: man könnte, wenn der Link zum direkten Anspringen funktionieren würde und selbst dann ist scheinbar eher die Meta-Navigation gemeint. Aber das fällt wohl eher unter den Punkt Usability, denn das Vorhandensein von Sprungmarken direkt am Anfang einer Seite ist im Hinblick auf Barrierefreiheit ein wichtiger Punkt und da zwei von drei Sprungmarken funktionieren, wollen wir nicht päpstlicher als der Papst sein. Allerdings vermissen wir am Ende der Seite eine Rücksprung-Marke, um an den Anfang des Dokumentes zu gelangen.

Warum es allerdings keine Druckversion der Seite gibt, erschließt sich letztlich wohl nur den Verantwortlichen. Schade, denn auch hier vergibt man wertvolle Punkte im Ringen um Barrierefreiheit. Und fünf Seiten Papier bedrucken, wo es drei tun würden, ist zudem reichlich unökonomisch. Viel ökonomischer hingegen ist das Sparpotential der Seite, das mit der Umstellung auf Barrierefreiheit ausgenutzt wurde. So konnte die Seitengröße von 250kb auf etwa 100kb reduziert werden. Und in der gleichsam aufwendigen wie unnötigen Grafiknavigation steckt noch einmal eine ganze Menge Optimierungs-Potential. Trotz allem dürfte sich der Umstieg auf Barrierefreiheit für den NDR lohnen, denn eine Halbierung der Traffic-Kosten ist aus wirtschaftlicher Sicht erwähnenswert.

Mit der Sprachauszeichnung hat man es leider ebensowenig, wie mit der Auszeichnung von Abkürzungen und Akronymen. Einzige Ausnahme: die Wetter-Box. Nun, vielleicht kann man das ja den Redakteuren oder dem Content Management System anlasten, oder sogar allen beiden.

Bleibt abzuwarten, wann die anderen Medienanstalten nachziehen. Dem WDR ist eine Verpflichtung zur Barrierefreiheit ja bereits in die NRW-spezifische Umsetzung der BITV geschrieben worden.

Fazit

Barrierefrei mit Einschränkungen, so lautet unser Urteil für die neuen Seiten des NDR. Wenn man den Fokus nicht so sehr auf Barrierefreiheit, sondern mehr auf eine ökonomische Komponente des Relaunchs legt, kommt man wohl am nächsten an das, was die Seiten des NDR bieten. Dazu gibt es zwar auch für blinde Menschen etwas mehr Komfort, aber gerade ältere und sehbehinderte Menschen haben ihre Probleme mit der Seite, da die Navigation nicht vergrößerbar ist und man sich die Seite nicht zum Offline-Lesen in einer vernünftigen Form ausdrucken kann. Der eigene Anspruch, die Seite für eben jene Gruppe zu optimieren, muss somit als teilweise gescheitert angesehen werden.

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