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Was sollen da bloß die Nachbarn denken ...

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...wenn ihnen so Deutschland erklärt wird? Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Marieluise Beck (Bündnis 90/Die Grünen) will mit einem neuen Webauftritt Migranten, Flüchtlingen und Integrationswilligen näherbringen, wer 'der 'Deutsche Michel', 'Max und Moritz', die 'Tigerente' und 'Willy Brandt'' sind. Das ganze unter dem griffigen Titel 'Ein Handbuch für Deutschland'.

Am Bundesadler sieht man, dass auch diese Website eigentlich den Vorgaben der BITV genügen müsste. Eigentlich. Denn bereits bei oberflächlicher Betrachtung ist klar, daß man sich bei der Erstellung der Seiten nicht allzu tief mit den Richtlinien befaßt haben kann, die von der Bundesregierung extra zu diesem Zweck verordnet wurden.

Und die Logik müsste eigentlich 'gerade wegen' des angepeilten Zielpublikums ergeben, dass nicht nur die rein technischen Vorgaben zur Barrierefreiheit berücksichtigt wurden, sondern besonders auch die Vorgaben an Inhalt und Bedienung. Leider ist beides nicht erkennbar.

So wissen wir nun endlich auch, was "www.handbuch-deutschland.de/'Bitte benutzen Sie nach Möglichkeit einen framefähigen Browser'" auf türkisch heißt:

'Almanya İçin Bir El Kitabı' sayfaları em iyi çerçeve kullanımını destekleyen bir tarayıcı ile izlenebilir.

Sicher ist es bei diesem Thema eine gute Idee, die Inhalte von vorneherein mehrsprachig anzulegen. Leider scheitert diese Idee hier bereits schon in den Ansätzen. Denn die Sprachauswahl versteckt sich zum einen hinter einem Link, dessen Bedienung zwingend JavaScript voraussetzt und der zudem auch noch in Englisch betextet ist! Wenn dies nun eine britische Regierungsseite wäre, oder die Seite sich vorzugsweise an ein Publikum aus dem englischen Sprachraum richten würde, dann wäre das in Ordnung. Aber das genaue Gegenteil ist wohl eher der Fall − warum steht dort also 'Select your language', wenn ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, daß das angepeilte Publikum weder vernünftig Deutsch noch Englisch kann?

Die Grund dafür war wahrscheinlich, dass man nicht in sechs Sprachen ''Wählen Sie Ihre Sprache | Select your language | ...'' schreiben wollte, aber auf das naheliegendste ist man nicht gekommen: Es hätte doch vollkommen gereicht, wenn man die Links zu 'deutsch | english | español | français | по-русски |  türkçe' nicht per JavaScript versteckt hätte, sondern diese einfach so im Klartext anzeigt.

Ganz schlimm wird’s beim Blick hinter die Kulissen

Auch die Verwendung von OpenSource-Produkten schützt nicht vor Murks im Quellcode, und 1.325 Syntaxfehler alleine im rechten Frame der Startseite sprechen Bände. 1.325 Syntaxfehler, um 5 Absätze Text wiederzugeben! Dass diese Seiten überhaupt dargestellt werden können ist nur der eingebauten Fehlertoleranz der gängigen Browser zu verdanken, sie müssten es eigentlich nicht.

Zudem finden wir in der gesamten Website 'zigfach ineinander verschachtelte Layout-Tabellen (insgesamt über 9.800!), dafür wurde kaum Aufwand in die Formulierung von Alternativtexten gesteckt. Dort wo welche vorhanden sind, sind sie redundant und überflüssig, weil der unmittelbar daneben liegende Textlink auf das selbe Ziel verweist (z.B. alt='Link: Seitenanfang' oder alt='Link: vorwärts'). Dort, wo es wirklich wichtig wäre, fehlen die alt-Attribute gleich komplett, denn sämtliche Infografiken, Landkarten und ähnliche Elemente werden weder per alt noch per longdesc beschrieben. Was in manchen Bereichen allerdings auch keine besondere Behinderung sehbehinderter oder blinder Menschen darstellt, denn auch für Sehende sind Grafiken wie diese nicht besonders aussagekräftig (Frage: wie warm ist es wohl in Berlin?).

Sämtliche Validatoren, egal ob sie nun nach Richtlinien wie den WCAG oder der BITV prüfen oder lediglich die HTML-Syntax checken, meckern schon seit Jahr und Tag das Fehlen von alternativen Texten für Grafiken und Bilder an. Das entsprechende Attibut ist nämlich seit 1997 zwingend vorgeschrieben. Dies lässt bei uns nur den Schluß zu, dass die genannten Seiten noch nie auch nur in die Nähe eines Validators gekommen sind.

Fazit:

Peinlich.

Quelle: Tomas Caspers

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