Studien zur Barrierefreiheit im Internet: Österreich und der europäische Vergleich
Mit dem Inkrafttreten des European Accessibility Act am 28. Juni 2025 stehen einige kommerzielle Website-Betreiber europaweit unter Druck. Der kürzlich veröffentlichte Digital Trust Index 2025 von Craftzing hat bereits ein ernüchterndes Bild gezeichnet (93 Prozent der untersuchten europäischen Websites verstoßen gegen mindestens eine Anforderung der WCAG 2.1). Anfang August 2025 veröffentlichte nun auch EY (Ernst & Young) Österreich eine Studie zur Barrierefreiheit. Unter der Überschrift "Nur jede fünfzigste Website ist barrierefrei – Österreichs Unternehmen stehen vor großer Umsetzungsaufgabe" stellen die Wirtschaftsprüfungs- und beratungsorganisation EY Österreich und risikomonitor.com die Ergebnisse ihrer Untersuchung vor.
EY-Studie: 2 % vollständig gesetzeskonform
Gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen risikomonitor analysierte EY den gesamten .at-Domainraum. Von 1,24 Millionen registrierten Adressen wurden 269.832 Startseiten automatisiert auf Konformität mit den WCAG 2.2 geprüft. Rund die Hälfte ließ sich eindeutig österreichischen Unternehmen zuordnen. Das Resultat des automatischen Audits: Nur zwei von hundert geprüften Firmen erfüllen sämtliche Anforderungen des österreichischen Barrierefreiheitsgesetzes (BaFG). Im Durchschnitt fanden die Prüfer 4,42 kritische Fehler pro Startseite – von Farbkontrastproblemen bis zu fehlenden Alternativtexten. Einen interessanten Trend scheint es aber laut Studienergebnissen zu geben: neuere Websites scheinen deutlich besser abzuschneiden. Seiten aus dem Jahr 2024 wiesen laut Studie etwa 38 % weniger Fehler auf als solche von Firmen, die vor 1990 gegründet wurden.
Aussagekraft der Ergebnisse
Während der Digital Trust Index europaweit eine Nicht-Konformitätsquote von 93 % ausweist, zeigt die EY-Studie für Österreich, dass nur 2 % der Unternehmen vollständig konform sind – was umgekehrt ebenfalls bedeutet, dass rund 98 % Mängel aufweisen. Die Zahlen bewegen sich also auf einem ähnlichen Niveau, auch wenn Methodik und Fokus sich unterscheiden:
- Prüfgrundlagen: Der Digital Trust Index nutzte die WCAG 2.1 (A/AA), EY prüfte nach WCAG 2.2.
- Stichproben: Craftzing analysierte 266.000 Domains aus 18 Ländern, EY konzentrierte sich ausschließlich auf österreichische Domains.
- Seitentypen: Der Digital Trust Index bewertete Websites aus vielen Branchen, EY untersuchte primär Unternehmenswebsites.
Grenzen automatisierter Tests
Sowohl die Craftzing- als auch die EY-Studie setzen auf automatisierte Prüfverfahren. Diese sind schnell, kosteneffizient und können riesige Datenmengen erfassen. Automatisierte Tests zeigen aber nur einen Ausschnitt der tatsächlichen Barrierefreiheit. Automatisierte Tools finden vor allem automatisch prüfbare Anforderungen, wie fehlende Alternativtexte oder fehlende Dokumententitel. Aspekte wie logische Lesereihenfolge, Tastaturnavigation oder verständliche Formulierungen von Fehlermeldungen lassen sich dagegen nur durch manuelle Tests und Nutzerfeedback ermitteln. Daher ist davon auszugehen, dass selbst unter den scheinbar barrierefreien Seiten der EY-Studie viele Websites bei einer vollständigen, manuellen Prüfung durchfallen würden. Die Erfahrung hat gezeigt, wenn man nur ausführlich genug testet, findet man immer Accessibility-Probleme. Umgekehrt bedeutet aber ein Fail in einem automatisierten Test nicht unbedingt, dass tatsächlich ernsthafte Barrieren vorhanden sind, denn neben den üblichen Fals Positives gibt es auch Verstöße, die in Praxis keine große Auswirkung haben.
BITV-Test und Beratung
Wir sind bereits mehrere Jahre offizielle Prüfstelle im BITV-Test-Prüfverbund und können Ihnen den BIK BITV-Tests anbieten – entweder als Konformitätstest (BITV-Test zur Veröffentlichung) oder einen Projekt begleitenden BITV-Test, der aufgrund einer geringeren Seitenauswahl (Stichprobe) zwar günstiger ist, aber nicht veröffentlicht werden darf. Sprechen Sie uns an, wir erstellen Ihnen gerne ein unverbindliches Angebot für einen BIK BITV-Test. Neben diesen Tests können wir Ihnen auch eine vereinfachte Überprüfung sowie unseren eigenen Barriere-Check Pro (erweiterter BITV-Test) anbieten
Barrierefreie PDF

Von uns erhalten Sie garantiert barrierefreie PDF. Alle Dokumente werden mit Screenreader und dem PDF Accessibility Checker überprüft und validiert. Auf Wunsch erhalten Sie auch einen Prüfbericht von uns.
Barrierefreies Internet
Als Agentur für Universelles Design und Herausgeber des Barrierekompass, hat anatom5 seit 2003 eine weitreichende Expertise im Bereich barrierefreie Informationstechnologie erlangt.
Spezialisierte BITV-Agentur
Die Leistungsfelder umfassen das gesamte Thema Barrierefreiheit nach BITV: Barrierefreies Internet, Barrierefreie PDF, Barrierefreies Responsive Design, Usability & Accessibility Konzeption, Leichte Sprache, Einfache Sprache, UI-Design, BITV-Testing, Schulungen und Workshops.
Ausgezeichnete Barrierefreiheit
Die intensive Beschäftigung mit digitaler Barrierefreiheit spiegelt sich auch in diversen Auszeichnungen wider, die anatom5 seit 2003 erhalten hat, darunter 10 Nominierungen für einen BIENE-Awards der Aktion Mensch.