Wir befinden uns im Jahre 2003 nach Christus. Das ganze Internet schert sich wenig um Barrierefreiheit ... Das ganze Internet? Nein! Eine kleine Region in Baden-Württemberg ist durchaus bemüht, im Internet Barrieren einzureißen.

Wir befinden uns im Jahre 2003 nach Christus. Das ganze Internet schert sich wenig um Barrierefreiheit ... Das ganze Internet? Nein! Eine kleine Region in Baden-Württemberg ist durchaus bemüht, im Internet Barrieren einzureißen.

Dieses Jahr wurde aus eben jenem besagten Landkreis die Gemeinde Straubenhardt mit dem Landespreis 'Internetdorf 2003' ausgezeichnet. Ein Preis, der immerhin mit 7500 Euro dotiert ist. Die Auszeichnung 'Internetdorf 2003' hat in der Region schon beinahe Tradition und offensichtlich setzen Gemeinden aus dem Enzkreis in Baden-Württemberg zur Zeit Maßstäbe bei den Online-Auftritten der Kommunen. Denn immerhin gewann im letzten Jahr Wurmberg den Preis des Wettbewerbs I'nternetdorf 2002', der vom Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum verliehen wird. Das Ministerium, die MFG Medienentwicklung und der Baden-Württembergische Gemeindetag vergeben den Preis mittlerweile seit fünf Jahren.

Zwar triumphierte dieses Jahr der westliche Enzkreis, aber auch der östliche Enzkreis stand auf dem Siegertreppchen. Das Dörfchen Mönsheim erhielt den Preis in der Kategorie 'Barrierefreiheit' für das beste behindertengerechte Angebot, das sich ohne Maus-Klicks, allein mit der Tastatur, bedienen lässt. Insgesamt gingen unter den 96 Bewerbern weitere Spezialpreise an Abtsgmünd im Ostalbkreis (bestes Serviceangebot), Dornstetten im Landkreis Freudenstadt (beste Bildschirmdarstellung) und Remshalden im Rems-Murr-Kreis (beste Community).

Unter einigen Gemeinden in Baden-Württemberg scheint der Wettbewerb 'Internetdorf 2003' einen erheblichen Stellenwert zu genießen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Thematik Barrierefreies Internet noch stärkeres Gewicht bekommt. Dann nämlich würden die Kriterien für Barrierefreiheit sicherlich noch etwas strenger ausgelegt werden müssen. Obwohl die Auszeichnung des Internetauftritts der Gemeinde Mönsheim für besondere Barrierefreiheit einigermaßen vertretbar ist, haben die Macher der Seite die Messlatte sicherlich noch nicht sonderlich hoch gelegt. Zwar kann man erkennen, dass man einen barrierefreien Internetauftritt realisieren wollte, aber sagenhaft ist das Ergebnis noch längst nicht.

 Die Mönsheimer Seite entspricht nicht aktuellen W3C-Standards für HTML und CSS. Die Schrift auf der Webseite ist ohne Hilfsmittel nicht vergrößerbar, was auf fehlerhafte CSS-Befehle zurückzuführen ist. Zwar unterstützen einzelne Browser, wie Mozilla oder Opera die Vergrößerung von Internetseiten via Zoom-Funktion, jedoch derzeit eben nur diese Browser. Nutzer des Internet Explorers haben da wohl das Nachsehen. Vor allem, wenn JavaScript aus Sicherheitsgründen deaktiviert ist. Denn dann funktioniert auch die integrierte Zoom-Funktion nicht mehr. Abgesehen davon sind wichtige Elemente der Seite, zumindest im Mozilla bei einer Auflösung von 1152 x 864 Pixel, schon für normalsichtige Menschen kaum erkennbar. Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen dürften wahrscheinlich nicht in der Lage sein, die Schrift-Zoom-Funktion zu finden. Auch nicht mit einer anderen Bildschirmauflösung. Und dass viele Senioren den Seniorennachmittag im Veranstaltungskalender finden und entziffern können, darf ebenfalls bezweifelt werden (siehe Abbildung).

Verbesserungen wären also wünschenswert. Nicht zuletzt, weil prämierte Arbeiten Vorbildfunktion haben und anderen ambitionierten Menschen als Richtschnur dienen müssen. Es ist sicherlich schön, dass sich das Thema Barrierefreies Internet immer größerer Beliebtheit erfreut. Doch gerade preisgekrönte Arbeiten sollten an sehr hohen Maßstäben gemessen werden. Trotzdem, der Wille zählt. Und beim nächsten Mal kann Mönsheim ja vielleicht noch ein Schippchen drauflegen.