Specktakuläre Barrierefreiheit: Karlsruhes Stadtmarketing
Da staunten wir nicht schlecht. Nicht nur, dass Karlsruhe seine täglich 90.000 Autofahrer nun mit den wohl größten Stadtschildern von je 35qm je Schild begrüßt, im Internet werden Besucher, die über die Internetseite der Dachmarkenkampagne "Karlsruhe. Viel vor. Viel dahinter." erreichen nun mit einer specktakulären Internetpräsenz begrüßt. Nein, kein mehrfacher Tippfehler, denn Specktakulär ist der Name der verantwortlichen Agentur, die hinter der Kampagne steckt.
Scheinbar handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um einen Schildbürgerstreich der besonderen Art. Denn auch wenn die Stadtschilder gigantisch sind (ein normales Stadtschild hat nur 0,54qm an Fläche), der Internetauftritt des Karlsruher Stadtmarketings ist es definitiv nicht. Und das, wo man die neue Präsenz wie folgt bewirbt:
Unser Vorschlag bietet maximalen Spielraum bei der Gestaltung und minimalen Aufwand bei der Wartung, funktioniert blitzschnell und ist - Stichwort barrierefrei - problemlos für jedermann zugänglich. Das Ganze ganz briefingkonform und mit dem bescheidenen Anspruch, Karlsruhes most clicked Seite zu werden.
Begrüßt wird man auf den Internetseiten von vielvorvieldahinter.de mit einem Flash-Intro. Nun gut, das kann man mit einem wunderbar eingedeutschten Skip Intro überspringen und kommt dann auf eine Frame-Seite, die mit JavaScript den Browser abfangen möchte, dafür aber ein komplett veraltetes JavaScript nutzt, das zudem auch noch überflüssig ist, da die Seiten ohnehin in PHP erstellt wurden und man es demzufolge über diesen Weg hätte lösen können. Das ist aber nur der Anfang einer Barrierefreiheits-Odyssee, die nur dadurch halbwegs zu ertragen ist, dass das Stadtmarketing in Karlsruhe nicht zur Barrierefreiheit verpflichtet ist. Einmal kurz duchatmen bitte, bevor wir richtig einsteigen.
Der Test im Detail
Wo wir gerade bei JavaScript waren: da wird dann auch ein Layer mit Hilfe von JavaScript erzeugt und onClick wieder ausgeblendet. Und just diese Ebene enthält dann auch noch zu allem Überfluß ein Tabellen-Layout - da fragt sich der geneigte Experte, was die Entwickler zu dieser Lösung bewogen haben mag.
Skalierbarkeit? Fehlanzeige. Nicht einmal simple 120% hält das Layout aus, ohne dass es sich überlagert, verschiebt und rundweg unleserlich wird. Gleiches gilt für die nicht vergrößerbare Schrift, die mit einer Schriftgröße von 8 Punkt aufwartet, was bei einer fixen Schriftgröße doch etwas zu klein ist, um als barrierefrei durchgehen zu können. Auch bei den Bildern zeigt sich die nachhaltig laxe Einstellung zum Thema Barrierefreiheit sehr deutlich: fehlende Alternativ-Texte und Abstandhalter sind auch hier nur die Spitze des Eisbergs, denn schlappe Kontraste überlagern das Gesamtbild.
Kommen wir zur Sprache: 8 von 12 Navigationspunkten enthalten Anglizismen, die weder ausgezeichnet werden noch zwingend notwendig sind. Aber da das gesamte Dokument bereits auf eine Sprachauszeichnung verzichtet, wiegt das schon gar nicht mehr so schwer. Abkürzungen und Akronyme sind ebenfalls nicht ausgezeichnet worden - aber mal im Ernst: wen wundert das noch? Valide ist das Ganze auch nicht, die Details ersparen wir Ihnen und uns an dieser Stelle. Bleiben noch Formulare, die ohne Labels auskommen und mit Tabellen aufgebaut wurden, weil man es schlichtweg nicht besser wusste. Inline-Styles und CSS zum Abgewöhnen gehören in die gleiche Schublade. In den letzten Wochen und Monaten sind uns viele Seiten untergekommen und wir hatten uns eigentlich vorgenommen, in Zukunft nur noch die positiven Beispiele à la Tchibo hervorzuheben. Vielleicht müssen wir aber mal wieder den Finger in die Wunde legen und ein Negativbeispiel an den digitalen Pranger stellen, damit andere vor dererlei Barrierefreiheit gewarnt werden.
Nein, spektakulär ist diese angeblich barrierefreie Internetseite nicht. Das hat im übrigen auch schon das Team von ka.stadtblog.de in seinem Artikel "Internethauptstadt Karlsruhe - Viel vor, wenig dahinter" festgestellt. Realsatire: vielvornixdahinter.de trifft den Kern der Sache mehr und linkt ebenfalls auf die Seiten des Stadtmarketings der Stadt Karlsruhe. Am Ende wohl doch nur ein Schildbürgerstreich ...
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