Grundlagen-Wissen über digitale Barrierefreiheit wird immer wichtiger – zumindest wenn man in der Medienbranche arbeiten möchte! Die Studenten Josefa Rackl, Sahar Jafarian, Valentin Rogg und Alexandra Rein haben sich dieser Aufgabe angenommen und wollen mit der Plattform "Perspectives" bei Gestalterinnen und Gestaltern ein Bewusstsein für digitale Barrierefreiheit verbreiten und gleichzeitig das notwendige Wissen vermitteln. Das Team hat im Rahmen ihrer Masterarbeit im Stu­diengang Interaktive Mediensyste­me Hochschule Augsburg eine interessante Form der Darstellung und Erschließung der in der Tat sehr umfangreichen Web Content Accessibility Guidelines entwickelt. Das interaktive Tool "Perspectives" schafft einen detaillierten Überblick über die Anforderungen an inklusives Webdesign. Die Strukturierung und Visualisierung der komplexen Informationen ist optisch und konzeptionell so gut gelungen, dass Auszeichnungen mit dem European Design Award in Silber, dem Universal Design Competition 2022 (Expert Award) und dem Annual Multimedia Digital Talents Award 2023 dabei herausgekommen sind. 

Die Plattform orientiert sich nebem dem IBM-Accessibility-Toolkit an den international gültigen Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 A bis AAA, die bekanntermaßen in die vier Kategorien "wahrnehmbar", "bedienbar", "verständlich" und "robust" unterteilt sind. Die Guidelines können über komplexe Filter-Funktionen nach Aufgabenbereich, Projektphase oder Inhaltstyp eingeschränkt werden, wodurch sich der gesamte Katalog in viele kleine Häppchen aufgliedern lässt. Zusätzlich kann man sich die Ergebnisse in Form einer Checkliste ansehen und herunterladen. Die Plattform soll Kreativen die Angst vor zu viel Komplexität nehmen und sie inspirieren, Erlebnisse zu schaffen, die so zugänglich wie möglich sind. Womit wir beim Thema wären.

Die Applikation wurde auf Basis des JavaScript Frameworks Svelte entwickelt, einem leichtgewichtigen, komponentenbasierten Framework, das HTML, CSS und JavaScript zu hochoptimiertem Code kompiliert. Auch wenn das SvelteKit nach eigener Darstellung bestrebt ist, standardmäßig eine barrierefreie Plattform für Web Apps bereitzustellen, die Kontrolle über die Barrierefreiheit liegt bei den Entwicklern und Entwicklerinnen. Zitat: "Keep in mind that while SvelteKit provides an accessible foundation, you are still responsible for making sure your application code is accessible." Das ist dem Team der Plattform "Perspectives" am Ende leider nicht gelungen. Ein vertane Chance, denn das Konzept von Perspectives ist wirklich bemerkenswert. Aber was ist es wert, wenn die eigenen Regeln der Barrierefreiheit nicht eingehalten werden. Vielleicht kann das Team ja noch nachbessern. Dann empfehle ich als erstes ausgiebiges Testing mit Tastatur und Screenreadern. In der aktuellen Form ist das Projekt aus meiner Sicht unvollendet. Aber trotzdem ein großes Lob für Konzept, Design und didaktische Aufbereitung.