Auf den ersten Blick ist die Rehacare eine Messe, wie jede andere auch. Beim genaueren Hinsehen fällt jedoch auf, dass sehr viele Rollstuhlfahrer unterwegs sind. Doch nicht nur Rollis kommen bei der Rehacare auf ihre Kosten, denn zum internationalen Forum der Rehabilitations- und Pflegebranche kamen in diesem Jahr rund 800 Aussteller aus mehr als 26 Ländern angereist, um Produkte und Dienstleistungen rund um die Belange behinderter und pflegebedürftiger Menschen auszustellen.

Gerade erst auf der Messe eingetroffen, wurden wir Zeuge einer interessanten Begebenheit: ein Rollstuhlfahrer rollte langsam an ein Informations-Terminal heran und staunte nicht schlecht: der Zugriff auf die Informationen blieb versperrt, weil sowohl Eingabegeräte (Tastatur, Maus) als auch der Monitor in einer Höhe angebracht waren, die aus einer Sitzposition heraus schlicht und ergreifend nicht bedienbar sind.

Ein paar Messe-Stände später dann die Erkenntnis: auch bei den Herstellern und Anbietern, die mit einem Messestand auf der Rehacare 2003 vertreten waren, wurde der Standbau und die Präsentation der Waren oft nur aus der Sicht der Anbieter durchgeführt. Oft waren es kleine Stolperfallen, wie zum Beispiel ein um wenige Zentimeter vom Hallenboden abgesetzter Parkettboden. In anderen Fällen waren Informations-Theken zu hoch oder ausgelegte Marketing-Materialien zu klein gedruckt, um einen einwandfreien Zugang zu den gebotenen Informationen zu ermöglichen.

Es gab aber auch viele positive Aspekte zu bewundern, vor allem im Bereich der Ein- und Ausgabegeräte für den Computer wurden viele Innovationen präsentiert. Faszinierend zum Beispiel die Möglichkeit, einen Computer nur über die Bewegung der Pupillen zu steuern. Leider eine zur Zeit noch recht kostspielige Lösung. Für einige Menschen dürfte es aber die einzige Möglichkeit sein, eine neue Art der Mobilität zu erleben und ein großes Stück Lebensqualität hinzu- oder zurückzugewinnen.

Auch das Thema barrierefreies Internet fand im Rahmen der Rehacare an einigen Ständen Beachtung. Wie bereits in Aktuelles vom 08.10.2003 erwähnt, zeigte das Forschungsinstitut Technologie-Behindertenhilfe auf einem Gemeinschaftsstand einige interessante Projekte, unter anderem A-PROMPT, einen deutschsprachigen Barrieretest für Internetseiten zum Download. Daneben vermittelte die Aktion Mensch auf ihrem Stand ein Gefühl dafür, wie barrierefreies Internet in Zukunft behandelt werden soll: keinesfalls dogmatisch und im steten Dialog zwischen Anbietern und Nachfragern. So entstehen Lösungen, die der Zielgruppe gerecht werden, denn 100% Barrierefreiheit gibt es einfach nicht.

Bleibt nur zu wünschen, dass die Betreiber der Rehacare im Hinblick auf die nächste Messe das Informationsangebot für die Zielgruppe optimieren. Soll heissen: auch für Rollis und andere behinderte Menschen zugänglich zu machen. Was möglich ist, haben die Anbieter in diesem Jahr bereits gezeigt.