Deutschlang einig Breitband-Land. Wenn man den täglichen Werbespots der deutschen Telekomunikationsbranche glauben schenkt, könnte man annehmen, dass es in Deutschland flächendeckende DSL-Versorgung gäbe. Und zugegeben, für uns Großstädter ist eine schnelle DSL-Leitung Standard.

Allerdings muss ich gestehen, dass zum Beispiel meine Freundin auch noch über einen ziemlich lahmen ISDN-Zugang verfügt. Sie wollte zwar immer mal umstellen, aber irgendwie ist es nie dazu gekommen. Mitten in Düsseldorf. Unfassbar.

Außerhalb von Ballungszentren sind langsame Internetverbindungen aber noch viel weiter verbreitet. DSL? Fehlanzeige. Viele ländliche Gebiete können nämlich noch gar nicht auf DSL-Leitung zugreifen, weil in vielen Fällen Anschlüsse zu weit vom nächsten Knotenpunkt des Telekom-Backbones liegen.

Hegensdorf hilft sich selbst

Auch die Gemeinde Hegensdorf in Ostwestfalen kann noch immer nicht auf das DSL-Netz der Telekom zugreifen. Trotz zahlreicher Anfragen hat sich die Telekom wohl bislang geweigert, die Gemeinde Hegensdorf ans Netz anzuschließen. Ein Schicksal, das die Gemeinde mit vielen anderen ländlichen Regionen teilt. Hegensdorf ist mit seinen knapp 1000 Einwohnern und knapp 300 Telefonanschlüssen für den Telefonriesen mit dem rosa "T" schlicht und ergreifend nicht wirtschaftlich. "Wir haben eine Wirtschaftlichkeitsberechnung aufgestellt und kamen zu dem Schluss, dass aufgrund der geografischen Lage ein Anschluss nicht rentabel ist", so eine Telekom-Sprecherin auf Anfrage der Redaktion von Onlinekosten.de.

Doch statt zu resignieren, zeigt man sich in Hegensdorf kämpferisch und greift einfach selbst zur Schaufel. Das Ziel: Das DSL-Netz der Deutschen Telekom. Eine Bürgerbewegung engagiert sich nun dafür, Hegensdorf fit für die Zukunft zu machen. Frei nach dem Motto: "Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen" übernimmt die Gemeinde die notwendigen Tiefbauarbeiten im Wert von 10.000 Euro selbst, um die 1300 Meter zum nächsten Glasfaserkabel zu überbrücken.

Wer meint, Hegensdorf sei nun die Vorhut einer ganzen Welle von "Selbstversorgern", der hat weit gefehlt. Hegensdorf hatte nur Glück im Unglück. "Das schnelle Glasfaserkabel der Telekom, das Zugang zum DSL-Netz gewährt, verläuft unmittelbar an der Gemeinde vorbei. Um es anzapfen zu können, muss über eine Strecke von 1300 Metern ein Leerrohr verlegt werden. Über eine Vermittlungsstelle kann das DSL-Signal anschließend per Kupferkabel an die Telefonanschlüsse in Hegensdorf vermittelt werden." Dörfer und Gemeinden, die nicht zufällig in der Nähe einer solchen Glasfaserkabel-Trasse liegen, können auch zukünftig nur von DSL träumen, solange die Versorgung unwirtschaftlich bleibt. Und solange bleibt auch das Thema Ladezeiten für barrierefreie Internetseiten auf dem Tisch. Alles andere ist Augenwischerei.

Quelle: www.onlinekosten.de