Geklaute Web Developer Toolbar
Würden Supermärkte wie das Internet funktionieren, dann gäbe es längst keine mehr. Glauben Sie nicht? Dann lesen Sie mal, was Chris Pederick, dem Erfinder der Web Developer Toolbar, gerade widerfährt.
Ohne die Web Developer Toolbar wären viele Webentwickler nicht mehr lebensfähig. Es ist das Schweizer Messer unter den Mozilla-Erweiterungen und selbst für Laien absolut tauglich, da es sinnvolle Funktionen bietet, wie beispielsweise das Abschalten von JavaScript oder das Entfernen von Cookies. In den meisten Artikeln, in denen es um Standardkonformität, Accessibility oder Webentwicklung geht und die sich mit Mozilla-Erweiterungen beschäftigen, wird die Web Developer Toolbar erwähnt. Kein Wunder also, dass Nachahmer auf den Plan treten. Moment, sagten wir Nachahmer?
Heuschrecken & Abgreifer
Der Vergleich von Herrn Müntefering bezüglich Heuschrecken ist wohl zum geflügelten Wort in diesem Jahr geworden. Zumindest immer dann, wenn es um das schamlose Ausnutzen geht. Ob es nun der Einzelne oder eine Gemeinschaft ist, die ausgenutzt wird, das spielt dabei gar keine Rolle. Ein anderes Wort hierfür ist Mitnahme-Mentalität - weniger blumig, dafür aber auf den Punkt gebracht.
Bei Chris Pederick und seiner Web Developer Toolbar ist folgendes passiert: Ein Unternehmen aus Großbritannien hat eine Werkzeugleiste mit dem Namen AEVITA Web Inspector herausgebracht. Für den Internet Explorer. Der Funktionsumfang deckt so ziemlich all das ab, was die Web Developer Toolbar für Firefox auch kann. Das ist auch nicht weiter verwerflich, im Prinzip wäre es sogar zu begrüßen. Wenn da nicht der schale Beigeschmack wäre, den auch Chris Pederick auf seiner Website schildert und den Asa Dotzler bereits in einem Artikel aufgegriffen hat: Sowohl Funktionalität als auch Layout sind Eins-zu-Eins-Kopien der Web Developer Toolbar!
Im Gegensatz zur Web Developer Toolbar ist der Web Inspector jedoch nicht kostenlos: Satte 24,95 US-Dollar möchte der Hersteller der Toolbar für sein Produkt haben. Ein Produkt, bei dem die Bezeichnung der Menüpunkte ebenso schamlos übernommen wurde, wie die Icons. Letztere entstammen übrigens dem Firefox-Fundus und dürften somit unter die Hoheitsgewalt der Mozilla-Foundation fallen. Damit aber nicht genug: Bis hin zur Übernahme ganzer Passagen aus der Dokumentation reicht die Kette des Abkupferns und all das ohne die Nennung von Chris Pederick als Urheber.
Gucken ist erlaubt
Natürlich schielt man immer über den Zaun des Nachbarn und Open Source ermöglicht sogar den Blick in die Garage und unter die Motorhaube. Fraglich ist also, wieviel vom Original-Code von Chris Pederick im Code des Web Inspectors übernommen wurde oder ob überhaupt etwas übernommen wurde. Die reine Inspiration ist nicht strafbar, zumal die GPL hier nur unzureichenden Schutz bietet. Die Gesamtheit der kopierten Eigenschaften deutet hingegen in eine Richtung, die den Vorwurf des Plagiats offensichtlich rechtfertigt.
Was also ist erlaubt? Mit dem Barrierekompass erleben wir häufiger, dass Inhalte "entführt" werden. Nicht immer werden wir gefragt, häufig nicht einmal verlinkt. Manchmal tauchen ganze Barrierekompass-Replikate auf, natürlich auch ohne Anfrage. Es gibt zwar die Sichtweise "Wer fragt bekommt dumme Antworten.", aber auf der anderen Seite erhält man auch (Rechts-)Sicherheit. Und wer nicht fragt, sollte wenigstens klar und deutlich kenntlich machen, woher der Inhalt stammt - mehr verlangen wir und viele andere Vertreter der Online-Community gar nicht. Ähnlich sieht es im Open Source Bereich aus: Auch hier reicht oftmals eine Anfrage, um Teile verwenden zu dürfen, eventuell sogar Passagen. Wenn man hingegen abkupfert, aus einem kostenlosen ein kommerzielles Werkzeug macht und keinen Hinweis auf die Urheberschaft bestimmter Produkt-Eigenschaften anbbringt, dann gehört man zur Gruppe der Heuschrecken & Abgreifer.
Anfassen und mitnehmen verboten
Und was hat das mit dem Supermarkt zu tun? Nun, wenn wir die Produkte, die uns im Supermarkt gefallen, einfach mitnehmen würden, ohne dafür zu bezahlen, dann wäre kein Supermarkt überlebensfähig. Und wer erwischt wird, macht sich es Diebstahls schuldig (das tut man natürlich auch, wenn man nicht erwischt wird) und wird folgerichtig strafrechtlich belangt.
Wir haben die Website des Web Developer Toolbar Plagiators bewusst nicht verlinkt. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Viele Dinge sind kostenlos, aber dennoch urheberrechtlich geschützt. Das gilt für alles, was von Menschen geschaffen wird. Und genau deshalb sollte man das Eigentum anderer respektieren. Im Internet gibt es eine moderne Form der Respekt-Bezeugung: Einen gut sichtbaren Link zum Urheber.
Im Fall von Chris Pederick reicht das sicherlich nicht aus, weshalb wir ihm wünschen, dass seine Rechte gewahrt bleiben und Plagiate eine klare Abfuhr erhalten. Wenn nicht vor Gericht, dann von der Community.
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