Dass Menschen gegen die Wand reden, ist bekannt. Dass das sicherlich auch behinderte Menschen betrifft, ist auch bekannt. Dass diese Redewendung jetzt aber eine ganz eigene Bedeutung bekommt, dürfte neu sein.

Das Münchener Unternehmen friendlyway AG stellt erstmals ein öffentliches elektronisches Informationssystem vor, das sich in Innen- und Aussenwände von Gebäuden integrieren lässt. Das Produkt mit dem netten Namen "friendly wall" kann individuell ausgestattet werden und verfügt je nach Anforderung über Videokamera, Lautsprecher, Mikrofon, Drucker, Telefonhörer und viele weitere Funktionskomponenten. Über eine höhenverstellbare Wandmontageschiene soll das System zudem behindertengerecht einsetzbar sein.

Das System ist als "multimediale Gegensprechanlage" für grosse Bürogebäude, als "digitale Empfangsdame" für Hotels, sowie als "Mitarbeiterstation" für Fertigungs- und Verwaltungsbetriebe und als "digitale Bürgerinformationsstation" für Städte und Gemeinden konzipiert.

Offensichtlich trifft das Konzept den Nerv der Zeit, denn derzeit werden in Deutschland bereits über 1400 Bürgerinformationsstationen in Städten mit über hunderttausend Einwohnern eingesetzt. Tendenz steigend. Laut Media Cityreports 2004 ist in den nächsten Jahren mit einem zweistelligen Wachstum für den Einsatz von kommunalen Bürgerinformationsstationen zu rechnen. Die Studie zum Thema Bürgerinformationsstationen ist ab Dezember 2003 unter friendlyway.de erhältlich.

Bleibt nur zu hoffen, dass der behindertengerechte Einsatz dieser Bürgerinformationsstationen nicht nur mit "Sonderausstattung" Realität wird. Letztendlich ist zum Beispiel eine höhenverstellbare Wandmontage von Informationsterminals eine tolle Sache. Auch Rollstuhlfahrer werden es sicherlich danken, aber auf dem Weg zur Barrierefreiheit ist dies nur ein erster Schritt. Letztendlich müssen Hardware und Software zusammenspielen und auf Barrierefreiheit ausgelegt sein. Was nützt es einem Rollstuhlfahrer, wenn zwar die Hardware höhenverstellbar ist, die Software aber eine Betrachtung und Navigation der Inhalte aus 1 Meter Entfernung unmöglich macht. Nicht zu sprechen natürlich von Menschen, die durch Sehschwäche, Blindheit oder motorische Störung noch stärker eingeschränkt sind.

Da die Unternehmensseite von friendlyway selbst nicht barrierefrei ist, kann man nur vermuten, dass das Unternehmen den eigenen Schwerpunkt mehr in der Bereitstellung und Konfiguration von Hardware sieht. Dies geschieht zwar auch mit dem Blick auf behinderte Menschen, wie zum Beispiel Rollstuhlfahrer, barrierefreier Zugang zu den Terminals beziehungsweise "friendly walls" im Sinne der Richtlinien des W3C-Konsortiums bleibt jedoch abzuwarten.

Friendlyway beschreibt das eigene Bestreben selbst so: Friendlyway hat sich auf die Schnittstelle der zwei Megatrends "online/offline" und "mobil/stationär" konzentriert. Im Megatrend "online/offline" werden Banken und Handelskunden eCommerce in die klassische Filiale bringen. Im Megatrend "mobil/stationär" werden diese eCommerce-Angebote von mobilen Endgeräten steuer- und abrufbar sein. Kunden werden beispielsweise Produktinformationen elektronisch auf ihren mobilen Computer laden und mit nach Hause nehmen. Hierzu entwickelt friendlyway technologische Lösungen und vermarktet diese über das friendlyway Partnernetzwerk in ganz Europa, in Asien und über die eigene Tochtergesellschaft friendlyway Inc. in San Francisco auch in den USA.

Wir sind gespannt.