Wer sich des öfteren im Internetangebot des Westdeutschen Rundfunks (WDR) umschaut, dem ist vielleicht die verstärkte Berichterstattung zum Thema "Barrierefreies Internet" in den letzten Monaten aufgefallen. Klar - die Zeit läuft: Bis Ende 2005 müssen alle Internetseiten der Bundesbehörden barrierefrei sein. Anfang Januar soll eine Verordnung auch den Seiten von Behörden und Kommunen in NRW ein Limit setzen - ein Arbeitsfeld für professionelle Berater.

Vorgestellt werden Menschen, wie Klaus-Peter Wegge, der im übrigen selbst blind ist, die sich mit der barrierefreien Gestaltung von Internetseiten beschäftigen oder Beratung im Umfeld von Web-Accessibility anbieten. Die oft als Aus-Kriterium angeführte Gleichung "Barrierefreiheit gleich weniger Attraktivität" geht nach Meinung des WDR ebensowenig auf, wie die Meinung, dass Aufwand und Kosten durch die barrierefreie Gestaltung und Umsetzung von Projekten in die Höhe getrieben würden. Zitat Wegge:

Wir reden - je nach Komplexität - von einem Aufpreis von 0,5 bis vier Prozent. Letzteres ist allerdings eher selten der Fall.

Diskutiert wird auch das Spannungsfeld zwischen Design und Barrierefreiheit. Den im Artikel vertretenen Konsens, dass Design zuerst kommt und dann die Barrierefreiheit, können wir jedoch nicht teilen. Diese Aussage enthält ein gefährliches Potential in der Kernaussage: denn exakt diese Argumentation wird von Flash- und Hardcore-Designern seit Jahren ins Feld geführt, um gegen barrierefreies Layout zu argumentieren. Dabei muss die Attraktivität der Angebote nicht zu kurz kommen. Reine Textseiten sind wie eine Barriere für Sehende und grafisch-multimedial ausgestaltete Seiten eine Barriere für Senioren und Behinderte. Ausgewogene Alternativen und flexible Lösungen müssen gefunden werden - dafür steht der Barrierekompass.