Vergleich: Content Management Systeme und Webstandards
Der Adventskalender bei den Webkrauts hatte neben anderen Themen den Schwerpunkt Content Management Systeme und Webstandards. Unter den vorgestellten Systemen finden sich zahlreiche alte Bekannte, aber auch vielversprechende neue Lösungen. Und da wir bereits die Einleitung zum Thema und einen CMS-Artikel bei den Webkrauts beigesteuert haben, hier nun ein persönliches Fazit - quasi also ein Vergleich.
Folgende Content Management Systeme wurden bisher bei den Webkrauts vorgestellt:
Mit allen Systemen haben wir praktische Erfahrungen im Bereich Webstandards und Barrierefreiheit gesammelt und können daher präzise Stellung nehmen zu den Vorteilen, Nachteilen und Anwendungsgebieten. Aus eigener Erfahrung kennen wir darüber hinaus die Umsetzungsseite: Von einfach bis sehr komplex reicht dabei die Bandbreite der vorgestellten Systeme.
CMS made simple
Ein sehr junges System, dessen Stärken in der Flexibilität und Handhabung liegen: Es lässt sich sehr einfach installieren, konfigurieren und administrieren. Letzteres ist vor allem für Redakteure ein gewichtiger Faktor. Dabei bleibt es skalierbar, verträgt sich gut mit Webstandards und kann für kleine bis mittelgroße Projekte eingesetzt werden. Die Performance der dynamischen Seitenausgabe mit Hilfe von Smarty lässt sich sicherlich verbessern und kann keinesfalls mit der von Drupal mithalten, dafür punktet CMS made simple aber in den meisten anderen Kategorien. Mehrsprachige Websites lassen sich leider nur über Umwege realisieren und die Qualitätssicherung für sauberen Quellcode mit WYSIWYG-Editor stellen die offensichtlichsten Mankos dieser Lösung dar.
Drupal
Wenn es um die Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit bei der Ausgabe von Inhalten geht, ist Drupal vermutlich konkurrenzlos. Leider geht die Schnelligkeit auf Kosten des Komforts: Die Installation ist in der Standard-Version nur etwas für Experten, was sich aber in der bevorstehenden 5er-Version ändern könnte. Einmal installiert ist Drupal dann aber dazu geeignet, mehrere Websites mit nur einer Installation zu befeuern. Zusätzlich bietet Drupal zahlreiche Erweiterungen an und versteht sich blendend mit Webstandards. Setzt man einen WYSIWYG-Editor ein, kann man dank eines Tidy-Moduls sogar fast sorgenfrei arbeiten. Gewöhnungsbedürftig und wenig nutzerfreundlich für ungeübte und technisch nicht versierte Redakteure ist die Administration der Inhalte, da Drupal ein eigenes System basierend auf Eingabeformaten nutzt. Drupal kann man von wirklich kleinen Websites bis hin zu großen mehrsprachigen Websites einsetzen - allerdings mit dem Manko einer sehr beschränkten Rechteverwaltung.
Redaxo
Noch ein Newcomer mit viel Potential: Einfach in Handhabung und Installation, dabei flexibel und skalierbar. Großer Vorteil: Die Verwaltung mehrsprachiger Websites ist mit Redaxo vergleichsweise einfach und kann mit großen Systemen durchaus Schritt halten. Erweitert man Redaxo um einen WYSIWYG-Editor leidet zwar die Qualität des Quellcodes ein wenig, dafür steigt jedoch der Komfort. Ein ausgefeiltes Rechte-System sucht man leider vergebens und die allgemeine Administration ist eher etwas für Experten, bietet aber viele nützliche Funktionen bereits in der Standardversion. Standardkonforme Websites sind mit Redaxo problemlos möglich, es gibt zahlreiche gute Erweiterungen und Redakteure kommen mit dem leicht bedienbaren System ebenfalls bestens klar. Leider ist die Template-Erstellung nur etwas für PHP-Kenner. Auch die Performance des Systems ist nicht immer optimal, vor allem, wenn gerade im Backend gearbeitet wird. Negativ fiel uns zudem die Umsetzung komplexerer Menüs / Websites auf, was vor allem an der Handhabung der Templates liegt - hier darf gerne nachgebessert werden.
Textpattern
Eigentlich eine Weblog-Lösung, hat sich Textpattern zu einer echten CMS-Alternative gemausert. Komfort ist nicht unbedingt die Stärke von Textpattern. Dafür bietet das System sehr viel Flexibilität bei der Ein- und Ausgabe von Inhalten, auf Wunsch auch mit einem WYSIWYG-Editor. Für die Umsetzung von Templates gibt es neben zahlreichen Modulen auch sogenannte Txp-Tags, die für die Steuerung der Ausgabe verantwortlich sind und zahlreiche interessante Funktionen bieten. Leider wirkt die Benutzeroberfläche von Textpattern alles andere als aufgeräumt und die Vielzahl an Möglichkeiten, ohne ein wirkungsvolles Rechtesystem im Hintergrund, erschwert die Arbeit beziehungsweise führt schnell zu Fehlern. Mehrsprachigkeit ist mit Textpattern nur über Umwege möglich, gleiches gilt für komplexere Menüstrukturen. Insgesamt empfiehlt es sich daher nur für den Einsatz in kleineren Websites, überzeugt dann aber mit guter Performance und exzellenter Standardkonformität bei der Ausgabe.
Typo3
Das Schwergewicht unter den vorgestellten Systemen. Eine Installation auf Shared-Hosts ist zwar mit Mühe möglich, aber nicht empfehlenswert und zudem nur etwas für Experten. Prinzipiell können zwar auch kleinere Websites mit Typo3 betrieben werden, das ist allerdings so als wenn man mit Kanonen auf Spatzen schießt. Als CMS-Framework fühlt sich Typo3 erst bei komplexeren Aufgaben richtig wohl, hadert allerdings auch in der aktuellen Version noch sehr stark mit der Einhaltung von Webstandards. Hier ist sehr viel Aufwand nötig, um das System in seine Grenzen zu weisen und ein reibungsloses Arbeiten für Redakteure zu ermöglichen. Erweiterbar ist Typo3 wie kaum ein anderes System und in Punkto Benutzerfreundlichkeit setzt es ebenfalls positive Aspekte. Mehrsprachige Auftritte sind mit Typo3 möglich, die Performance bei der Ausgabe wird dadurch aber noch weiter eingeschränkt. Die eigene Script-Sprache TypoScript ist ein Vor- und Nachteil gleichermaßen: Einmal verinnerlicht, verschafft TypoScript den einfachen Zugriff auf viele sinnvolle Funktionen - leider ist es bis dahin aber auch ein weiter und steiniger Weg.
Die nicht im Rampenlicht stehen ...
Natürlich gibt es auch viele weitere Systeme, die hier nicht im Rampenlicht des Vergleichs stehen, darunter interessante Systeme wie webEdition, WordPress, Joomla oder Plone, die nur die weithin bekannte Spitze des CMS-Bergs bilden und zudem die Erstellung standardkonformer und zugänglicher Seiten ermöglichen. Sicherlich wird es bei den Webkrauts im Zukunft weitere Einblicke in die Welt der Content Management Systeme geben, wie natürlich auch an dieser Stelle im Barrierekompass. Eine wichtige Erkenntnis hat die Vorstellung bei den Webkrauts geliefert: Webstandards und Zugänglichkeit sind mit modernen Content Management Systemen möglich, Unterschiede gibt es in Punkto Zeitaufwand für die standardkonforme Ausgabe (Konfiguration) und Leistungsfähigkeit. Um nicht zu sagen: Beide Faktoren hängen zur Zeit noch sehr stark voneinander ab.
Fazit
Einen Gewinner im oben genannten Vergleich gibt es nicht, zumindest keinen eindeutigen Sieger. Geht es nach der Popularität, hat Typo3 dank marktschreierischer Fähigkeiten vieler Unterstützer die Nase vorn. Leisetreter wie Drupal oder Textpattern verbreiten sich über Mund-zu-Mund-Propaganda oder Blog-Stöckchen. Die Newcomer Redaxo und CMS made simple dürfen als Nischenlösungen angesehen werden und die Zukunft muss zeigen, wie es mit beiden Systemen weitergeht. Mehrsprachige Auftritte in mittlerem Umfang bedient Redaxo am besten, bei großen Projekten dieser Art empfehlen sich Typo3 oder Drupal − je nach Vorliebe und Redaktionsausprägung. CMS made simple ist für kleine, mittlere und große Projekte in einsprachiger Ausführung bestens geeignet und dürfte in Punkto Umsetzungsgeschwindigkeit und Flexibilität dabei fast unschlagbar sein. Textpattern ist eher ein Weblog und glänzt bei kleinen Auftritten mit flachen Hierarchien, bei denen viele Features gefragt sind.
Eines können jedoch alle Systeme: Webstandards einhalten, Zugänglichkeit verbessern und Redaktionsprozesse vereinfachen. Alles andere ist abhängig von Projektgröße, Systemvoraussetzungen und persönlichen Vorlieben.
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