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Ariadne-Pfad: Orientierung wie am Schnürchen ...

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Ähnlich vielfältig, wie die unterschiedlichen Designs von Websites, sind auch die Navigationsmöglichkeiten: Mal rechts, mal links, mal oben und selten unten präsentieren sich die Navigationshilfen in unterschiedlichen Farben und Formen. Populär auch die Trennung von Haupt- und Unternavigation in Form von horizontaler und vertikaler Navigationsleiste, dem so genannten L-Menü, einer Variante, die vor allem beim beliebten Portal-Stil häufig angewendet wird.

In Kombination mit JavaScript oder Flash ergeben sich beinahe unendlich viele Variationsmöglichkeiten - oft zum Leidwesen der Benutzer, denn die Navigation einer Website sollte nicht allein zur Erreichung von Inhalten herangezogen werden, sondern auch zur Verbesserung der Orientierung und zur Beantwortung der Frage: Wo bin ich jetzt?

Navigation ohne Positionsangabe

In den vergangenen Jahren waren JavaScript-Navigationen bei Webdesignern sehr beliebt. Wohl vor allem auch deshalb, da sie sehr variabel einsetzbar sind und in Form von Flyout-Menüs die Navigation zu einem bestimmten Menüpunkt mit nur einem Klick erlauben. Vorausgesetzt man hat eine Maus zum Klicken und die absolut notwendige Feinmotorik, um die Maus zur gewünschten Stelle zu steuern, ohne stets neu ansetzen zu müssen. Den Vorteil des einen Klicks, der einen Besucher in die Tiefe des Portals bringt, überwiegen jedoch die Nachteile dieser Lösung: Probleme treten vor allem dann auf, wenn JavaScript beim Benutzer deaktiviert ist. Sofern keine Fallback-Lösung existiert, gibt es keine Navigationsmöglichkeit mehr - die Seite ist nicht benutzbar. Ein weiterer Minuspunkt für Flyout-Menüs ist die oftmals schlechte Bedienbarkeit. Man muss präzise navigieren und ist auf die Dauer der Verzögerung angewiesen, mit der ein Menü aus- und einklappt. Häufigstes Manko hierbei ist eine zu kurze Verzögerung, so dass man den gerade ausgeklappten Bereich mit dem Mauszeiger verfehlt und neu ansetzen muss. Oft genug muss man dann ganz von vorne beginnen. Je kleiner die Schaltflächen geraten, desto problematischer wird die Navigation. Schlussendlich bieten Flyout-Menüs aber noch einen weiteren Nachteil: Sie zeigen nicht an, wo man sich gerade befindet, da eine Markierung des gerade aktiven Navigationsbereichs nicht erfolgt und überdies auch nicht Bestandteil des Ein-Klick-Konzeptes ist.

Sitemap - Nur eine Hilfslösung?

Eine Inhaltsübersicht der gesamten Website ist ein absolutes Muss. Vor allem dann, wenn eine Internetpräsenz mehrere Haupt- und Unterbereiche hat und in der Unternavigation weit verzweigt ist. Mit Hilfe einer Sitemap, die von jeder Seite aus erreichbar sein sollte, können Benutzer alle Inhalte der Website einsehen und bequem ansteuern. Bei großen Portalen empfiehlt es sich, in der Sitemap nicht den einzelnen Beitrag abzubilden, sondern den kleinsten gemeinsamen Nenner, also die Ebene, auf der man noch eine Gruppierung der Inhalte vornehmen kann.

Generell sind Sitemaps eine Hilfslösung, die zur Ortsbestimmung nur begrenzt herangezogen werden können. Natürlich kann man durch die Auswertung des Referrers herausfinden, von welcher Seite ein Besucher kam, jedoch auch nur dann, wenn dieser mit übergeben wird. In den meisten Fällen, in denen eine Sitemap eingesetzt wird, ist jedoch nicht ersichtlich, von wo der Besucher gerade kam. Insofern ist es zwar eine Übersicht aller Inhalte, aber es beinhaltet keine Positionsbestimmung.

Eine Inhaltsübersicht anzubieten ist vor allem für Websites wichtig, die sich Zugänglichkeit und einfache Bedienbarkeit auf die Fahnen schreiben und den Prinzipien, die Barrierefreies Webdesign einfordert, gerecht werden wollen. Dennoch sollte man sich schon in der Konzeptionsphase fragen, ob man für die aktuelle Standortbestimmung innerhalb der Website noch mehr für den Benutzer tun kann, denn nicht jeder Besucher einer Internetseite ist ein so genannter Power-User.

Von Göttern und Geschichte lernen

Den richtigen Weg zu finden ist keine neuzeitliche Erfindung, auch wenn Navigationssysteme und Routenplaner etwas anderes suggerieren. In der Antike war es unter Umständen lebenswichtig, den rechten Weg zu kennen. Das war beispielsweise immer dann der Fall, wenn sich ein mutiger Held im Labyrinth eines Schurken zurechtfinden musste. Warum also nicht aus der Geschichte lernen und das Wissen vergangener Zeiten auf moderne Problemstellungen anwenden?

Das Ergebnis dieser Überlegungen ist der Ariadne-Pfad, oft auch Breadcrumb-Trail oder Brotkrümelpfad genannt. Die Bezeichnung der Brotkrümel entstammt ebenfalls der Geschichte, allerdings der etwas jüngeren Art. Die Rede ist von den Brotkrümeln, die Hänsel und Gretel ausstreuten, um den Weg aus dem Wald zu finden. Doch im Gegensatz zu Ariadne half ihnen der Brotkrümelpfad nicht dabei, zum Haus der Eltern zurückzufinden. Die Brotkrümel wurden von den Vögeln des Waldes gefressen, die Orientierung war dahin.

Besser hat es da Ariadne gemacht, die Tochter von Minos, seines Zeichens König von Kreta. Alljährlich ließ dieser je sieben Jungfrauen und Jünglinge als Menschenopfer für den Minotaurus in dessen Labyrinth schicken, unter anderem auch Theseus, den späteren König von Athen. Ariadne war derart von Theseus fasziniert, dass sie ihm ein Knäuel Wolle und ein magisches Schwert schenkte, um den Minotaurus besiegen zu können und mit Hilfe des Fadens wieder aus dem Labyrinth zu finden. Und so geschah es: Theseus tötete den Minotaurus und führte die vermeintlichen Opfer dank des Ariadne-Fadens sicher aus dem Labyrinth. Noch heute finden sich Aussagen in unserem Sprachgebrauch, die auf diese Sage der griechischen Mythologie zurückgehen. Der berühmte rote Faden ebenso, wie die Aussage, dass jemand den Faden verloren hat und natürlich der berühmte Leitfaden.

Bewährte Technik

Den Faden der Ariadne nahm Yahoo für sein Verzeichnis schon sehr früh auf und setzte den Ariadne-Pfad als einzige Navigationshilfe für seinen vielschichtigen und weit verzweigten Dienst ein, beispielsweise zur Person von Tim Berners-Lee als Bestandteil der Geschichte des Internet:

Web-Verzeichnis > Internet und Kommunikation > Geschichte > Persönlichkeiten > Berners-Lee, Tim

Auf diese Weise können sich noch heute Benutzer durch die verschiedenen Kategorien bewegen, wenn sie nicht die Suchfunktion nutzen wollen.

Inzwischen ist der Ariadne-Pfad bei vielen Websites im Einsatz, allzuoft leider halbherzig eingesetzt: Zu kleine Schrift, schlechte Platzierung und mangelhafte Kontraste sind die Hauptgründe dafür, warum Studien zufolge die Breadcrumb-Navigation von weniger als 40% aller Internetnutzer zur Navigation verwendet wird. Ein weiterer Grund sind L-förmige Menüstrukturen, die den aktiven Menübereich kennzeichnen, weil hier sowohl eine Möglichkeit der Orientierung als auch der schnellen Navigation gegeben sind.

Und dennoch gibt es gute Beispiele für die Brotkrümel-Navigation. Beispielsweise die Website der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die beim BIENE-Award 2004 mit einer silbernen Biene augezeichnet wurde. Oder die Website der Nationalen Koordinationsstelle Tourismus für Alle. Bei beiden Internetauftritten ist der Ariadne-Pfad zentrales Element und stets im Fokus des Betrachters. Genau da gehört eine Orientierungshilfe auch hin, wenn sie von Besuchern der Website als vollwertiges Navigationsinstrument genutzt werden soll. Wenn man einen Ariadne-Pfad nur halbherzig umsetzt, wie beispielsweise bei der Website des Deutschen Bundestags, dann verliert der Pfad an Wirkungskraft und der Back-Button des Browsers erhält den Vorzug.

Fazit

Es ist sicherlich kein Zufall, dass gerade Websites, die Accessibility und Usability in hohem Maße berücksichtigen, den Ariadne-Pfad als zentralen Bestandteil integrieren. Von Anfang an eingeplant ist eine Breadcrumb-Navigation dann kein störendes Element in der Website, sondern ein sinnvolles Instrument zur Orientierung und ein gutes Zusatz-Feature, wenn man Flyout-Menüs realisieren möchte.

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